Der schmerzhafte Weg der Erkenntnis
Ich lernte ihn durch das Internet kennen, und für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Doch mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, welche Absichten er wirklich verfolgte.
Hätte er mir nicht glaubhaft versichert, dass die Scheidung von seiner Ehefrau nur noch eine Formsache sei, hätte ich mich nie auf ihn eingelassen. Zu diesem Zeitpunkt war er noch verheiratet und hatte ein Kind im Alter von drei Monaten. In dieser Zeit stand ich immer loyal an seiner Seite und half ihm, wo ich konnte. Er verstand es geschickt, mich zu manipulieren, um an mein Geld zu gelangen. Er träumte von beruflicher Selbstständigkeit, einem Studium, einem schönen Auto und mehr, doch ihm fehlten die finanziellen Mittel, da er noch bei seiner Frau lebte und ihr alles gehörte.
Als er schließlich das Auto und das Geld hatte, war von seinen früheren Plänen keine Rede mehr. Plötzlich wollte er für seine Tochter sorgen und hatte das Geld in ein Bankschließfach gelegt. Als sich dann seine Frau endlich scheiden ließ, war er wieder arm und musste zu seiner Mutter ziehen. Er hatte seinen Job verloren und musste sich um ein Kleinkind kümmern.
Wir besichtigten Wohnungen und Häuser, da er mir vorgaukelte, dass wir gemeinsam etwas aufbauen sollten. Doch nach und nach wurde mir klar, dass er sich auf allen möglichen Singleseiten registriert hatte und sich mit anderen Frauen traf. Als ich ihn darauf ansprach, wurde er wütend und warf mir vor, ungeduldig zu sein und ihn unter Druck zu setzen.
Er machte mir ständig Versprechungen, hielt aber nichts davon. Durch Zufall erfuhr ich, dass er sich mit einer anderen Frau verlobt hatte, bei der er bereits lebte, als er mir Zeitnot vorspielte. Er heiratete sie sogar, kaufte sich eine Luxuswohnung und ein neues Auto – alles mit dem Geld, das er mir durch Versprechungen abgenommen hatte.
Obwohl ich mir geschworen hatte, mich nie wieder auf einen Mann einzulassen, gelang es ihm, mein Vertrauen zu gewinnen, denn ich liebte ihn über alles. Doch er hat mein Vertrauen schamlos ausgenutzt. Nun, da er das hat, was er wollte – mein Geld und ein wenig Spaß -, hat er mich abserviert. Er ist nicht einmal bereit, mit mir zu reden, und behandelt meine Mails und SMS abweisend.
Ich habe zwar finanziell alles verloren, aber das ist nicht das Schlimmste. Viel schlimmer ist der Missbrauch meines Vertrauens. Ich habe Angst, nie wieder vertrauen zu können. Doch kann es falsch sein, einen Menschen zu lieben und ihm dies zu zeigen und zu sagen?
Diese Situation hat auch meine Gesundheit beeinträchtigt, aber das interessiert ihn nicht einmal. Ich habe nicht an die Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber nun ist es mir passiert, und ich habe dadurch die schlimmste Erfahrung meines Lebens gemacht. Dennoch liebe ich diesen Menschen, auch wenn ich erkennen musste, wer er wirklich ist.
Geschrieben von: Friederike aus Kaltenleutgeben