Meine Erfahrung als Ehefrau und Geliebte
Im Mai 2002 lernte ich meinen Ex-Mann kennen. Durch Gespräche und gemeinsame Interessen entwickelte sich eine Bindung, und im August 2002 bat er mich um meine E-Mail-Adresse. Wir schrieben viel und teilten unsere Lebensgeschichten miteinander. Damals war ich 22 Jahre alt, er 43 Jahre, und er führte seit seinem 19. Lebensjahr eine Ehe.
Wie es manchmal passiert, entwickelte sich unsere Beziehung über das Internet weiter. Im Mai 2003 lud er mich ein, wir tranken etwas zusammen, und er brachte mich nach Hause. Dort fragte er, ob er mit reinkommen dürfe. Ich war unsterblich verliebt, also gab ich nach. Wir küssten uns und verbrachten die Nacht miteinander. Doch schon bald gerieten wir in ein fatales Hin und Her, ein infernalisches Drama mit einer Dreiecksbeziehung, unter der alle Beteiligten litten.
Im April 2005 zogen wir zusammen, aber im Oktober desselben Jahres zog er plötzlich aus und hinterließ nur einen Zettel mit den Worten: „Ich liebe dich nur zum Spaß.“ Ich hätte zu diesem Zeitpunkt die Reißleine ziehen sollen, aber mein Selbstwertgefühl war gestört, und ich verzieh ihm, als er wieder ankroch. Es folgten drei weitere Auszüge, und schließlich, im September 2008, heirateten wir.
Doch auch nach unserer Hochzeit hielt er seine Exfrau warm, für den Fall, dass ich wieder ging. Im September 2008 sagte er mir im Streit, er werde sich an mir rächen – warum, war mir völlig unklar, denn er hatte mir Liebe vorgespielt. Seine Exfrau kreuzte seltsamerweise beim Ringkauf auf, und sie schreckte auch nicht davor zurück, meine Verwandtschaft anzurufen und zu drohen: „Das wird Sie bitter bereuen.“ Bis heute bereue ich nichts.
Unsere Beziehung war von Anfang an nicht harmonisch, und schließlich, im Mai 2010, eskalierte alles, als er mir sagte, er wolle sich von mir trennen. Ich war am Ende meiner Geduld angelangt und gab ihm zwei Ohrfeigen, bespuckte ihn und forderte ihn auf, endlich zu gehen und mich nie wieder zu belästigen. Die Scheidung verlief schnell, da wir beide Härtefälle einreichten: ich wegen seiner Untreue, er weil er behauptete, ich sei psychisch instabil.
Ich neige nicht zur Gewalt, aber ich hatte mir zu lange etwas vorgemacht und war in einer Illusion gefangen, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Er hatte mich genauso hintergangen wie seine Exfrau, und ich, als leidenschaftlicher Mensch, musste ihm zeigen, was es bedeutet, gedemütigt zu werden. Ich empfand nur noch tiefe Verachtung für ihn.
Am Anfang war es schön, aber am Ende war es die Hölle. Gestern habe ich beim Einkaufen den zweiten Frühling meines Ex-Mannes mit seiner Exfrau gesehen. Ich gönne es ihnen von Herzen, aber er bleibt der Teufel. Ich war blind vor Liebe, aber jemand, der bereit war, seine Exfrau zu betrügen, wird auch eines Tages seine neue Partnerin betrügen. Ich habe geerntet, was ich gesät habe, aber ich fühle mich nicht als Opfer – denn dazu gehören immer zwei.
Ich bin frei – endlich.
Geschrieben von: Rinah