Ein schmerzhafter Weg zur Erkenntnis
Ein Jahr nach dem Tod meines Lebenspartners, als alle Hoffnung verloren schien, traf ich meinen „Traummann“. Er gehörte einer Glaubensgemeinschaft an, was mich zuerst etwas irritierte, aber warum nicht? Diese Menschen schienen zumindest noch Menschlichkeit zu besitzen. Er forderte mich auf, mich taufen zu lassen, und mit paranormalen Fähigkeiten schien er meine tiefsten Wünsche und Sehnsüchte zu kennen. Ich fühlte mich auf einer Ebene, die ich mir zuvor nicht vorstellen konnte – ich war im Rauschzustand von Geborgenheit, Schutz und Hilfe. Ich dankte Gott für diesen Mann.
Doch bald häuften sich die Anrufe von einer anderen Frau, die er als lästig abtat. Es stellte sich heraus, dass sie bereits seit einem Jahr mit ihm zusammen war. Seine Anrufe wurden immer verzweifelter, bis er mir sogar einen Heiratsantrag machte. Nach neun Jahren und 17 Frauen, die er betrogen hatte, lebt er nun nur fünf Minuten entfernt von mir und hat sich beruflich nach Leibnitz versetzen lassen.
Nach endlosen Schlägen, Demütigungen, Entwertungen und sogar sexuellem Missbrauch, der fast in Vergewaltigung endete, wusste ich, dass ich meiner Abhängigkeit ein Ende setzen musste. Ich hatte bereits alles verloren und litt nur noch unter Panikattacken. Als ich in seinem E-Mail nachforschte, las ich unfassbare Dinge von vielen Frauen, mit denen er Beziehungen hatte und sogar Liebesschwüre austauschte. Am schlimmsten war jedoch, dass er mich aufs Übelste beschimpfte.
Ich konfrontierte ihn mit all dem, in der Hoffnung, dass er sein Verhalten ändern würde, aber seine Reaktion war Gewalt und Verachtung. Jetzt sitze ich hier, während er sich feige davon gemacht hat, fassungslos und verzweifelt. Aber ich hoffe, dass eines Tages die Wunden heilen werden. Es tut gut, einen Teil davon von der Seele zu schreiben, aber gleichzeitig schäme ich mich zutiefst, dass ich mich so behandeln ließ. Doch ich konnte nicht anders – der Entzug von diesem Rauschgift bereitet mir Höllenqualen.
Geschrieben von: Martha aus Leibnitz